Die Praxis
Im ersten Teil dieses Blogs habe ich über die möglichen Ursachen von Babys Unruhe geschrieben. Ihr könnt ihn hier
nachlesen.
Nun werden ihr sagen: alles gut und recht, wir wissen jetzt zwar warum das Baby weint, oder besser: wir wissen NICHT, warum das Baby weint. Anyway- es schreit immer noch. Was können wir dagegen tun? Und hier kommt die – zugegebenermaßen- schlechte Nachricht. Patentrezept gibt es nämlich keines, dafür aber eine ganze Reihe an Tipps, die VIELLEICHT, MÖGLICHERWEISE und MANCHMAL helfen können:
1)
- Machen Sie sich bewusst, dass dieses Verhalten normal ist (siehe Clustern), dass meist keine organische Ursache dahinter steht. Bei sehr häufigem Weinen kann aber eine Abklärung bei der Kinderärztin sinnvoll sein, bzw. eine Ostheopatin das Baby mal durchchecken lassen
- Bedürfnisse abchecken: Hunger? Körperkontakt? Kalt/Warm? Müde? Und dann akzeptieren: in vielen Situationen werden wir niemals wirklich wissen, was unserem Baby fehlt.
- Nach Bedarf stillen. Ja, auch alle 20 Minuten.
- In Kontakt mit dem Baby bleiben: Durch Körperkontakt liebevolle Zuwendung können Babys auch durch schwierige Phasen gut begleitet werden. Es macht einen Unterschied, ob das Baby alleine im Bettchen weint oder an Papas Schulter gekuschelt.
- Ein Tragetuch kann in solchen Phasen überlebenswichtiges Accessoire sein. Gerne auch Papa tragen lassen.
- Auf „frühe Zeichen“ achten und prompt darauf reagieren. Babys teilen ihre Bedürfnisse zuerst ganz dezent mit, bevor sie vollgas geben. Frühe Zeichen erkennt man besser, wenn man das Baby nahe bei sich hat (siehe Punkt 4).
- Es geht vorbei!
- Ruhig bleiben, auch wenn das verdammt schwer ist.
- Atmen. Bis 20 zählen. Das Baby sicher hinlegen, auf den Balkon gehen und laut schreien.
- Den Fokus auf etwas anderes lenken: mit dem Baby raus gehen, Spazieren gehen, ein Lied singen, telefonieren, tanzen. Kissen auf dem Boden auslegen und dazwischen Slalom gehen.
- Reize ausschalten. Fernseher/Radio ausschalten, in einen ruhigen Raum gehen, Menschenmengen verlassen, ev. abdunkeln.
- Abhalten: Das Baby mit dem Rücken an den eigenen Körper lehnen, unter den Kniekehlen halten und so über Waschbecken oder Toilette halten. Diese Position erleichtert es den Kleinen, sich zu entleeren. Aber nochmals: BAUCHWEH ist nur selten der Grund für Weinen.
- Unterstützung organisieren: Jemand der einem das Baby auch mal kurz abnimmt, der einen liebevoll zur Seite steht, um in schwierigen Situationen nicht alleine zu sein.
- Gut für sich selbst sorgen: Auszeiten nehmen, sich Gutes tun, die eigenen Grenzen respektieren, sich Hilfe holen. Geht es den Eltern gut, geht es dem Baby gut (nicht umgekehrt!).
- Babys weinen nun mal. Nicht jedes Weinen muss sofort und um jeden Preis unterbunden werden. Es ist nun mal die einzige Ausdrucksweise, die kleine Babys zur Verfügung haben. Trotzdem: Ein weinendes Baby auszuhalten, kann unglaublich schwierig sein (besonders wenn es das eigene ist).
- Bei Bedarf fachliche Hilfe in Anspruch nehmen (siehe unten).
Was selten hilft:
- Medikamente (Tropfen, Globuli…) gegen Blähungen
- Nahrungsmittelverbote für stillende Frauen: Studien haben gezeigt, dass die Ernährung der Mutter meist nicht die Ursache für kindliches Weinen ist.
- Ein sättigendes Fläschchen. Babys fallen dann tatsächlich oft in einen tiefen Schlaf, was aber eher daran liegt, das das (stärkehaltige) Fläschchen so schwer verdaulich ist, dass Babys in eine Art Fresskoma fallen.
- Fencheltee. Ein voll gestilltes Baby braucht nichts anderes als Muttermilch, keinen Tee, kein Wasser.
- Fliegergriff, Pezziball, Autofahren, Föhn, White-Noise-Apps und Konsorten. Kann man probieren, muss man aber nicht. Vielleicht hilfts, vielleicht nicht.
Tipp: Wer sich mit seinem weinenden Baby überfordert fühlt, wer nicht mehr weiß wie damit umgehen oder wenn die das häufige Schreien die Eltern-Kind-Bindung beeinträchtigt, der kann und soll (!!) sich kompetente und einfühlsame Unterstützung in Südtirols erster Schreiambulanz holen:
Tannit – Die Hebammengemeinschaft www.tannit.com